Table of Contents Table of Contents
Previous Page  12 / 32 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 12 / 32 Next Page
Page Background

12

ASB MAGAZIN

1/16

FLÜCHTLINGSHILFE

Deutschlandweit setzt sich der ASB für Menschen ein, die nach ihrer Flucht bei uns Zuflucht und ein neues Zuhause

suchen. Hunderte hauptamtliche und noch mehr freiwillige Helfer stehen den Neuankömmlingen zur Seite. Um die

Helfer gut auf ihre Aufgabe vorzubereiten, bietet der ASB Kommunikationstrainings in Flüchtlingshilfeeinrichtungen an.

Dramatische Szene in einer Unter-

kunft für Flüchtlinge: Draußen ist es

laut, jemand öffnet die Tür und da-

hinter liegt eine blutende Frau. Die

Helfer stürmen herbei, leisten Erste

Hilfe. Plötzlich rennt ein maskierter

Mann in den Flur, will zu der verletz-

ten Frau. Er brüllt und schlägt um

sich. Was nun?

Zum Glück ist niemandem wirklich

etwas passiert. Die „verletzte Person“

hat ein mit Theaterblut verschmier-

tes T-Shirt an und der „Angreifer“ ist

ASB-Trainer Samuel Meffire, der die

Teilnehmer des Seminars „Wetter-

fest. Deeskalierende Kommunikati-

on“ hautnah spüren lässt, wie es ist,

schnell und unter Stress richtige Ent-

scheidungen treffen zu müssen.

Schauplatz des Geschehens ist die

Flüchtlingshilfeeinrichtung des ASB

im mecklenburgischen Neubranden-

burg. Der dortige Geschäftsführer

Frank Brehe hat den Workshop ge-

bucht. „Für uns alle hier ist die Hil-

fe für Flüchtlinge eine neue Aufgabe.

Darauf wollen wir uns und die zahl-

reichen neuen Mitarbeiter gut vorbe-

reiten“, erklärt der engagierte Chef

von mehr als 50 neuen Mitarbeitern.

„Darum haben wir das Angebot des

ASB-Bundesverbandes sehr gerne an-

genommen und sowohl Weiterbil-

dungen in interkultureller Kommu-

nikation als auch in Deeskalation,

also in Techniken, wie man Konflik-

ten vorbeugen oder diese entschär-

fen kann, für unsere Teams gebucht.“

Hilfreiche Strategien einüben

Ziel der Kurse ist es, hauptamtliche,

ehrenamtliche und freiwillige Helfer

– aber auch Mitarbeiter des Sicher-

heitsdienstes und andere Engagier-

te – bei ihrer neuen, herausfordern-

den Aufgabe zu unterstützen. „Viele

Helfer fragen mich: Wie kann ich de-

eskalierend kommunizieren, wenn

wir nicht die gleiche Sprache spre-

chen? Wie können wir mit trauma-

tisierenden Fluchterfahrungen un-

serer Bewohner umgehen? Und wie

verhalte ich mich, wenn Bewoh-

ner mir von Misshandlungen erzäh-

len?“, berichtet Samuel Meffire. Der

erfahrene Sportler, Staatsschützer

und Ausbilder hat in seinem Leben

viele solcher Situationen erlebt und

gemeistert. „Es gibt nicht nur ein

richtiges Verhaltensmuster, um ge-

fährliche Situationen zu entschär-

fen“, erklärt er die Grundlage seiner

Kurse. „Es geht darum, dass jeder die

für ihn richtige Vorgehensweise fin-

det und einübt.“

Das können für zurückhaltende Mit-

arbeiter zum Beispiel schlichtende

Gesten oder beruhigende Worte

sein. Für forschere Typen kann es

richtig sein, beginnende Streiterei-

en aktiv zu schlichten. Anderen hilft

es, die Stimme zu erheben und kla-

re Anweisungen zu geben – dann

sagt der Tonfall mehr als der Inhalt

der Worte und wird auch von Men-

schen ohne passende Sprachkennt-

nisse verstanden.

Zuverlässig und verbindlich

„Es geht darum, authentisch zu han-

deln und auf das eigene intuitive

Potenzial zu vertrauen“, weiß Samu-

el Meffire. „Es geht darum, wertschät-

zend zu kommunizieren, Lösungen zu

suchen anstatt stur Vorschriften um-

zusetzen. Und vor allem gilt es, zuver-

lässig und verbindlich zu handeln.“

Hilfe für Helfer

Kommunikationstrainings in Flüchtlingsunterkünften