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ASB-Auslandshilfe / Jahrbuch 2015

Wenn Julia sich zu ihrem kleinen Sohn hinabbeugt,

beginnt sie zu lächeln. Noch immer ist das jedes Mal

etwas Besonderes für die junge Mutter, denn das

Lächeln war ihr in den vergangenen Monaten gründ-

lich vergangen. Auf der Flucht vor den Kämpfen im

Donbas hatte sie alles zurückgelassen – ihr Haus und

den kleinen Garten, Freunde und Kollegen, am Ende

sogar ihren Mann, der in der ukrainischen Armee

kämpft. Julia floh vor den Bomben und der Unsicher-

heit, vor der immer schwieriger werdenden Versor-

gungslage und den immer schlechteren hygienischen

Verhältnissen. „Wir haben uns im Keller versteckt

und gehofft, dass wir lebend wieder herauskommen“,

berichtet die junge Frau von den schweren Tagen in

ihrer Heimat. „Zum Glück habe ich es geschafft.“

Kein Einzelfall: „So wie Julia geht es vielen Men-

schen hier“, berichtet Swetlana Lewkowska, die Lei-

terin des Kiewer Samariterbundes. „Vor allem Frauen

und Kinder leiden unter den Auseinandersetzungen.“

In der Ukraine sind die Winter kalt,

sehr kalt

Hochschwanger kam Julia schließlich in Kiew an. Dort

stieß die junge Frau auf die Helferinnen und Helfer des

ukrainischen Samariterbundes. Gemeinsam mit dem

ASB helfen sie zehntausenden Binnenflüchtlingen aus

dem Osten des Landes. Sie verteilen Lebensmittel und

Hygienepakete, organisieren die medizinische Basis-

versorgung für Kinder, Frauen und Männer und stellen

Notunterkünfte zur Verfügung.

Julia und ihr kleiner Sohn wohnen in einer solchen Not­

unterkunft für junge Mütter und ihre Kinder am Rande

von Kiew. Die Frauen haben sich organisiert, machen

Handarbeiten, um ein wenig Einkommen zu erzielen.

Doch das reicht bei weitem nicht. Freiwillige Helfer

bringen einmal im Monat ASB-Pakete mit haltbaren

Lebensmitteln, Windeln und anderen Hygieneartikeln

vorbei, um die Binnenflüchtlinge zu unterstützen.

Lebensgeschichte:

Ukraine: Überleben in der Kälte

Mehr als 1,5 Millionen Menschen wurden aus dem Osten der Ukraine

und von der Krim vertrieben. Viele von ihnen haben Schweres erlebt und

hoffen in Notunterkünften in den sicheren Teilen der Ukraine auf Frieden.